Marwingo's Reisetagebuch Südafrika und Namibia 2002





Sonntag, den 07.07.2002

Ich wache morgens mit dem wunderbaren Gefühl auf, endlich die große Reise antreten zu dürfen. Wenn nur nicht dieser lange Flug zwischen mir und Afrika wäre!!!
Mein Zustand verschlechtert sich stündlich, so beschließe ich gegen 14.00 Uhr, meine ersten KO-Tropfen einzuwerden. Zur Ablenkung sauge ich noch einmal durch das Haus, zwischendurch kommen Peter und Stephan, um sich zum x-ten Mal von den Mädchen zu verabschieden. Zum Kochen bin ich nicht mehr in der Lage, dazu kommt natürlich die Unlust, die Küche aufzuräumen, also wird Pizza und Salat bestellt. Ich würge einen kleinen halben Salat runter und bin kurz vor der K###grenze. Theo guckt zwischenzeitlich Formel 1, ich versuche mich mit einem PC-Spiel abzulenken.

Pünktlich um 15.30 Uhr geht es dann los. Ich werfe die 2. Tour Tropfen ein - diesmal die doppelte Portion - für alle Fälle. So langsam kommt meine Fröhlichkeit wieder zurück und die Kinder befürchten die schlimmsten Peinlichkeiten. Wir fahren zu den Schwiegereltern und man hat mir glücklicherweise ein Piccolöchen kalt gestellt. Die Drobbe und der Sekt haben eine geniale Wirkung. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Werner fährt uns souverän an den Flughafen und wir sind wohl die ersten, die einchecken. Also treiben wir uns noch eine Weile rum, kaufen Zeitschriften, Zigaretten, Lutscher (!!!) und trinken ein letztes Bier auf deutschem Boden - Miller Bier aus Florida- (komisch) auf Theos Wunsch. Mir ist es zu süß, aber ich bin tapfer.

Auf der Gangway packt mich dann die Euphorie. Es ist so weit - so lange hatte ich wieder warten müssen. Jetzt nur noch ein paar Stunden.
Komischer Weise gibt es in der Bretterklasse keine Magazine an Board, nur in der Businessclass. aber damit hab ich auch kein Problem - dann hol ich mir eben dort was zum Lesen - keiner mault. Mit Freuden stelle ich fest, dass meine Knie mal nicht an den Vordersitz anstoßen, ich kann sogar die Beine übereinander schlagen, also für Leute mit langen Beinen ist SAA wirklich zu empfehlen. Der Start verläuft prima, die Stewardessen sind sehr nett, denn irgendwie sehen sie mir an, dass ich nach meinem Gin-Tonic gleich einen südafrikanischen Rotwein brauche. Das Essen ist wie bekannt und auf der Höhe von Pisa, wo mein Bruder vor einer Woche wegen Triebwerksschaden umkehren musste, schlafe ich bereits selig.


Montag, den 8.7.2002

Nach einem Frühstück um 5.00 Uhr landen wir pünktlich in Johannesburg. Raus aus dem Flieger, einreisen nach Südafrika, Koffer abholen, durch den Zoll, Koffer wieder abgeben, ans andere Ende des Flughafens, zwischendurch noch schnell im Freien eine Zigarette geraucht (in SA ist fast überall Rauchverbot - man wird sofort verhaftet), alles klappt wie am Schnürchen und wir sitzen pünktlich im Flieger nach Capetown. Der ist fast leer und so hat jeder einen Fensterplatz. Und schon wieder gibt es Frühstück. Wir fliegen sehr tief über eine braune langweilige Landschaft, dann endlich die Berge und die Bucht von Capetown. Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl hier einzufliegen und natürlich bin ich nun schon reichlich zappelig im Sitz. Komischerweise verbietet mir die Stewardess bei der Landung zu filmen. Das hab ich ja noch nie erlebt und so bin ich ziemlich sauer.

Direkt am Flughafen übernehmen wir bei Avis unseren Renault Scenic - ferrarirot, km-Stand 15.080, Kennzeichen NBP 135 GP. Natürlich muss ich mich erst mal beschweren, denn das ist nicht das Auto, das wir bestellt haben, das ist eine kleine Kiste und wir bezweifeln, dass wir all unsere Koffer unterbringen. Aber dieses Auto erweist sich als Raumwunder - alle Koffer sind verstaut, die Kinder haben viel Platz im Fond - das Auto ist fast nagelneu - Theo ist zufrieden. Nach Inspektion der Reifen, inklusive Ersatzreifen, des Werkzeugs, Wasser, Öl etc. fahren wir los. Theo macht das prima und findet auch auf Anhieb immer die richtige Straßenseite. Irgendwann entdecken wir dann auch ein Schild mit der Aufschrift "Holiday Inn". Wir fahren an einem Komplex vorbei, der einem die Sprache verschlägt, an einer riesigen Anlage mit Kuppeln, Gebäuden und Türmen (Disneyland lässt grüßen!) - mittendrin unser Hotel. Wir befinden uns in einem dieser neuen Einkaufs- und Amüsiervierteln, die hier überall aus dem Boden gestampft werden. Unser Hotel macht einen sauberen und freundlichen Eindruck, die Zimmer sind nicht gerade umwerfend, aber immerhin mit Blick auf den Tafelberg.

Nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns auf den Weg in die Stadt, an die Waterfront, aber nachdem die Beschilderung eher bescheiden ist - immer nur die nächste Straße ist angezeigt, selten eine Großrichtung - kreisen wir wie ein Komet um unser Ziel. Doch schließlich stellen wir unser Auto ab und schlendern durch das Center. VergrößernLeider wird Theo ziemlich bald ungeduldig, denn auch das zweite Frühstück ist seit Stunden verdaut. Also beschließt er, erst mal als Vorspeise einen Hamburger zu essen, was allseitigen Protest hervorruft. So steuern wir direkt ein Steakhouse an, denn ein feines südafrikanisches Steak ist unvergleichlich. Die Bedienung überschlägt sich vor Freundlichkeit, was mir einigermaßen auf den Keks geht, aber die T-Bone-Steaks sind einfach vom Feinsten. Zufrieden und satt spazieren wir am Wasser entlang und beschließen uns auf den Heimweg zu machen, um unterwegs am Meer den Sonnenuntergang zu erleben. Doch der Wind bläst so streng und kalt, dass wir Sonne Sonne sein lassen und nur noch ins Hotel wollen. Schnell werden noch einige Dinge für den morgigen Tag eingekauft, Biltong und Backpflaumen gegen Theos 11-Uhr-Loch (hmmm - irgendwie macht mich die Kombination nicht an) und natürlich ein feiner südafrikanischer Schlaftrunk darf nicht fehlen.

Um 20 Uhr fallen wir in die Betten und ich schlafe mit dem beglückenden Gefühl ein, nach einem langen Flug endlich wieder afrikanischen Boden unter den Füßen zu haben.


Dienstag, den 9.7.2002

Es hat die ganze Nacht gestürmt und geregnet. Um 6.00 Uhr wache ich auf und wundere mich, dass es immer noch nicht hell werden will, alles ist wie ausgestorben. Als ich dann um 7.30 Uhr aus meinem Bett krabbel, dämmert es langsam und der Regen schlägt ans Fenster "The rain is down in Africa!" Man merkt doch, dass der Südpol nur ca. 6.000 km von hier entfernt ist. Na ja, es kann nur besser werden. Heute steht eigentlich der Helikopter Flug auf dem Plan, aber ich denke, ich werde verzichten. OK - dann erst mal frühstücken. Steffi ist enttäuscht von dem Frühstücksbuffet und ich muss zugeben, toll ist es wirklich nicht, zumal man es auch einfach nicht auf die Reihe bekommt, die paar Sachen, die es gibt, alle gleichzeitig vorzuhalten, entweder fehlen schon die Teller oder die Salami oder der Scheiblettenkäse (!). Und der Fruchtsalat, den ich sonst so liebe, ist aus unreifen Früchten und schmeckt nach Pappe. Egal, dafür trinke ich einen Kaffee mehr, nur die Zigarette dazu ist verboten - ein gestrenges Land - müssen die hier alle gesund sein.......

Aber es ist absolut auffällig, wie sauber Capetown geworden ist - keine Kippe, kein Fitzelchen liegt rum - das war früher nicht so. Da müssen Garnisonen als "Optiker" unterwegs sein.

Nach dem Frühstück geht es los in Richtung Tafelberg. Da unser Ziel nicht zu übersehen ist, finden wir es auch auf Anhieb, nur leider müssen wir feststellen, dass die Seilbahn wegen starkem Wind nicht geht. In diesem Moment ruft die freundliche Dame vom Heli-Flug an, ob wir rechtzeitig um 12 Uhr da sein könnten. Ich äußere meine Zweifel über Wind und Wetter, aber sie meint: "It´s flyable". Oh je, was immer das heißen mag. So erkläre ich ihr meine Flugangst als solches und sie zeigt Verständnis. Nie im Leben würde ich bei diesem Wetter einen Heli-Flug machen. Die Familie ist dann komischerweise sehr zufrieden, dass ich den Flug abgesagt habe. Wir fahren die Straße am Tafelberg entlang und unter uns ergeben sich prächtige Ausblicke. Der Himmel reißt auf und ein silbernes Licht ergießt sich über Meer, Hafen und Stadt. Vergrößern
Proteae in allen Größen und Farben wachsen in großen Büschen am Straßenrand. Theo schneidet sich eine Blüte ab, sie wird uns als Glücksbringer weiterhin begleiten. Vergrößern
Vom Signal-Hill haben wir einen herrlichen Ausblick über das Meer, hinüber zu Robben-Island, von der Brandung umtobt.

Weiter geht's hinunter zum Indischen Ozean, und wir erinnern uns an die Reise mit Fausi und Babs.

Der Chapman´s Peak Drive ist natürlich weiterhin gesperrt, nur leider erfährt man das erst, wenn man direkt vor der verrammelten Straße steht.
Ganz schön blöd, aber natürlich ist das meine Schuld - ich hätte im Internet nachsehen sollen. So müssen wir den gleichen Weg wieder zurück, doch schließlich erreichen wir Cape of Good Hope.
- Sturm - Gott sei Dank bin ich nicht so zart gebaut, sonst würde ich glatt wegfliegen. Um Steffi müssen wir uns da schon eher Sorgen machen. Unter Einsatz unseres Lebens krabbeln wir zum Aussichtspunkt hinauf, machen schnell die obligatorisch tollen Fotos, denn der Wind pfeift einem gewaltig um die Löffel.

Theo wird langsam unruhig und rast mit 80 Sachen durch den Park. Isa meint, das erste Tier, das wir sehen, klebt sicherlich an unserer Windschutzscheibe. Endlich erreichen wir Sea Point. Wir drei Weiber stürmen den Souvenir-Shop, während Theo relativ verzweifelt außen vor bleibt. OK - wir einigen uns - zuerst essen. Das Restaurant hat eine unglaubliche Aussicht auf die Küste und ein aufdringlicher schmieriger Ober empfiehlt uns wärmstens die Seafoodplatte. Nach einigem Hin und Her bestellen wir und die Platte ist dann eine echte Sensation mit allem, was das Herz begehrt.

Anschließend lässt Theo sich auch zufrieden in den Souvenir-Shop führen und "dummerweise" hält uns ein gewaltiger Regenschauer dort für eine Weile fest. Aber bis zur Spitze zum Leuchtturm müssen wir und so beschließen wir Damen - aus Faulheit oder damit die Frisur nicht flöten geht - die Bahn zu nehme. Theo rennt - ganz Sportler - so quasi nebenher und wir sind fast gemeinsam oben. Kein Regen mehr, der Himmel reißt auf, ein paar Japaner werden uns entgegengeweht und so befinden wir uns ganz alleine oben am Leuchtturm. Irgendwie ist es wieder ein total erhebendes Gefühl, hier an diesem Zipfel von Afrika zu stehen.
Für Beate hinterlasse ich noch schnell einen Gruß, damit sie sich im Dezember freuen kann.


Theo meint, nun soll ich doch auch mal das Lenkrad übernehmen, so setze ich mich auf den Fahrersitz und "rühre" erst mal probeweise rum. Eigentlich gar nicht so schwierig und so wage ich es. Es scheint zu klappen und die Mädchen schreien auch nicht vor Angst. Es geht durch grün-gelb bewachsene Hügel zum Ausgang des Parks. Vorbei an einer Straußenfarm, die leider schon geschlossen hat, fahren wir zurück nach Kapstadt.

Im Hotel angekommen, beschließen wir nochmals ein wenig durch unser Shopping Center zu schlendern. Wir sind erschlagen - es ist einfach grandios. Theo sagt, Anlagen in Amerika wären ein Dreck dagegen. Tolle Geschäfte, große Leinwände mit Videoclips, Tanzfläche, Restaurants. Ungeheuerlich! - wir überlegen, woher die ganze Kaufkraft kommen soll. Nur schade, um 21 Uhr schließen die Geschäfte. Steffi nimmt noch schnell ein Eis mit auf den Weg und so begeben wir uns auf unsere Zimmer. Isa und ich schreiben Tagebuch, Steffi klagt über Übelkeit und bekommt die berühmte "rosa Anti-Übelkeit-Pille".

Dadurch, dass es hier schon immer um 18 Uhr dunkel ist - wenig Tag fürs Geld - ist man auch früh total KO, und ganz entgegen meiner Gewohnheit liege ich schon wieder um 22 Uhr im Nest.


Mittwoch, den 10.7.2002

Ein wunderbarer Morgen! Nebel hängt über der Bucht, der Tafelberg jedoch liegt in der Sonne, die erst um 8 Uhr aufgeht (wenig fürs Geld).
Nur leider geht es unserer Steffi nicht gut - sie hat eine schlimme Magen-Darm-Verstimmung. Sch####-Eis!!!
Frühstück wie gehabt, und diesmal finden wir auch den direkten Weg zur Waterfront. Auf allgemeinen Wunsch hin besuchen wir das Seaworld Museum und sind überrascht, wie perfekt alles gestaltet ist. Die Becken sind farblich auf die Fische abgestimmt, riesige Becken mit riesigen Fischen und wenn man ganz nah ans Aquarium herangeht, schwebt man mit dem Seetang, dass einem schwindelig wird. Vergrößern

Wir verlassen das Museum mit Ziel Heli-Flugplatz und meine Familie rät mir dringend, meine KO-Tropfen zu nehmen, weil sie das Schlimmste befürchten. Aber die Angst bleibt komischerweise komplett aus. Im Gegenteil - als Filmer soll ich neben dem Piloten sitzen - mir soll es Recht sein. Nach einem Gläschen Champagner starten wir mit 15 Minuten Verspätung, weil ein Honeymoon Paar (wie sich später herausstellte) nicht rechtzeitig aus dem Nest gekommen war. Nun sitze ich also neben dem Piloten, zu meinen Füßen Pedale ("bloß net an die Schalter kumme!!") und ein Fenster. Also Rundumblick - und keinerlei Angst - komisch! - krankhaft! Wir starten hinaus in Richtung Meer
Vergrößern Vergrößern
und die Ausblicke sind unbeschreiblich. Ich hätte nie gedacht, dass ein Hubi so ruhig fliegt. Ich filme was das Zeug hält. Dabei bemerke ich, dass meine rechte Hand entsetzlich stinkt. Der gleiche Geruch wie bei Isa im Aquarium. Das ist dieser bekloppte Stempel, den wir dort auf die Hand bekamen. Mir wird fast übel - oh je - was soll der nette gutaussehende Pilot nur neben mir denken? Na ja - ich filme tapfer weiter und atme ganz flach, um nicht ohnmächtig zu werden. Peinlich! Peinlich! Peinlich! Am Ende des Fluges macht unser Pilot einen scheinbar gewagten Schlenker über den Hafen, hinter uns schreit es nur noch "Oh my god!!!!" und ich hab nur noch blauen Himmel in der Linse. Schade, dass er diesen Schlenker nicht schon über dem Meer gemacht hat - das war echt toll!! - Ich muss krank oder verrückt sein - eher beides. Der Flug von 30 Minuten ist viel zu schnell vorbei, schon sitzen wir im Auto und fahren Richtung Paarl.

Steffi hat alles trotz ihrer Magenprobleme gut überstanden, aber jetzt kommen noch Bauchschmerzen hinzu. So bleibt sie im Auto, während wir zum Taal-Monument hinauflaufen. Nach einer kurzen Runde landen wir natürlich wieder in einem Souvenir-Shop. Hier kaufe ich für Steffi ein Amulett von einem Witchdoctor - das Teil soll Gesundheit und Glück bringen - hoffentlich hilft es was!!


Über Pad fahren wir hoch zum Botanischen Garten, der uns damals so gut gefallen hat, mit seinen vielen verschiedenen Protea-Arten. Ich bleibe bei Steffi, massiere ihren Bauch, doch sie meint, jetzt sei ihr erst recht übel. Gemein! Theo und Isa kommen enttäuscht zurück und meinen, wir seien 5 Jahre zu spät - alles ist "frott".

Auf direktem Wege geht's zurück zum Hotel, wo wir uns eine kurze Erholung gönnen. Steffi wird verarztet mit Tee und Antibauchweh-Tabletten. Wir ziehen nochmals los in "unser" Shopping Center und Isa kann an Ort und Stelle ihre Digi-Bilder auf CD brennen lassen. Echt genial! So wird wieder Platz für viele neue schöne Bilder.

Im Steakhouse essen wir jeder ein dickes Steak - selbst Steffi, was mich echt verwundert. Ich gebe ihr dann noch diverse Tabletten mit aufs Zimmer. Um 22 Uhr ist schon wieder das Licht aus, aber nach einem so ereignisreichen Tag ist das ja kein Wunder.


Donnerstag, den 11.7.2002

Endlich wieder Fahrtag. Wir alle haben genug von Stadt, doch beim Hinausfahren liegen der Tafelberg und Kapstadt prächtig im Sonnenlicht und wir sind uns einig, dies ist sicher eine der wundervollsten Städte der Welt.

Wir fahren Richtung Norden und genießen es, dass die Räder wieder rollen. Unser Ziel heißt Langebaan an der Atlantikküste und wir kommen vorbei an kleinen beschaulichen Orten an einsamen Buchten. Dies scheinen hübsche komfortable Wochenendhäuser von Kapstädtern zu sein, ohne Zäune und Gitter. Ein ungewöhnlicher Anblick.

Um 12 Uhr erreichen wir das Gate zu einem Vogel-Naturschutzpark. Es ist eine mit niedrigen Büschen bewachsene Dünenlandschaft und die Wege abseits der Teerstraße sind rot wie Kalaharisand. Bei einem Abstecher zu einer kleinen Wasserstelle entdecken wir das erste Wildtier (klebt nicht an der Windschutzscheibe, wie Isa befürchtete) - eine Schildkröte. Sie wird ausführlich bewundert und auf ihren Geruch geprüft, doch eigentlich will sie sich ganz schnell verkriechen. Wir sehen Schildkröten in allen Größen und einmal überlege ich, ob das ein Knödel auf der Straße ist, doch der Knödel bewegt sich dann relativ schnell.

Es ergeben sich wunderbare Ausblicke aufs Meer und ganz in der Ferne ist der Tafelberg noch schemenhaft zu erkennen. In der Mitte des Parks befindet sich eine Lagune, zu der man über einen gewundenen Pfad zu Fuß gelangen kann, und endlich können wir auch die "Flamencos" - wie Isa sagt - aus der Nähe betrachten. Der Sand ist schneeweiß, rosa Flamingos in einer türkisblauen Lagune - fast zu kitschig - dazwischen ein Kormoran, der sein Gefieder trocknet.

Gleich hinter dem Ausgang des Parks liegt Langebaan, ein wunderschöner gemütlicher Ort. Zielsicher steuern wir auf den Strand zu. Hier befinden sich diverse kleine Restaurants mit Terrassen und wir sitzen in der Sonne, mit Blick auf die türkisfarbene Lagune, essen eine Kleinigkeit (na ja), dazu ein kaltes Bier, und ich denke bei mir, dass es im Himmel nicht schöner sein kann.

Da wir ein Bild unseres Hotels schon im Internet gesehen haben, werden wir auch schnell fündig. Unser Zimmer übertrifft alles, was wir an Hotelzimmern bisher gehabt haben. Es ist ein riesiger Saal, hübsch und gemütlich eingerichtet, mit Blick auf die Lagune. Alles ist unglaublich perfekt.
Theo will noch ein wenig rumlaufen und filmen, ich setze mich jedoch lieber mit den Mädchen auf die Terrasse und schreibe an meinem Reisetagebuch, natürlich mit einem Gin-Tonic zur Seite. Als die Sonne dann großartig untergeht, wird es schnell kalt.

Mein Gott, was für unbeschreibliche Eindrücke!!!

Das Abendessen im Hotel ist nicht der Rede wert - zerkocht und fettig - und so plumpsen wir dann auch wieder relativ früh in die Federn.


Freitag, den 12.7.2002

Dicker Nebel verhüllt die Lagune, aber der Himmel erscheint klar, und es ist schweinekalt - nur 8 Grad.

VergrößernNach einem etwas zu opulenten Frühstück starten wir Richtung Norden. -Fahrtag - Anfangs kommen wir vorbei an üppigen Orangen- und Zitronenhainen, der Olifantsriver glitzert in der Sonne. Doch langsam wird die Landschaft eintöniger. Green Hills of Africa - so weit das Auge reicht. Und die Straße führt oft über Kilometer schnurgeradeaus. Wir machen Stopp in einer Tankstelle und Theo und Steffi essen einen überbackenen Toast. Isa und ich sind nicht so überzeugt von der Qualität des Teils und bleiben einigermaßen hungrig. Dann wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher. Berge, Hügel und schroffe Felsen bestimmen das Bild.

Um 16 Uhr erreichen wir Okiep - ein echtes Nest. Wir beziehen das beste Hotel am Ort - das einzige. Und ich empfinde es als unglaublich, dass wir dieses Hotel in diesem Nest übers Internet buchen konnten. Genial!! Unser Zimmer ist nicht beeindruckend, aber groß und nachdem Steffi uns mit Hilfe der "Eierkondition" einheizt, sind wir zufrieden.

Das Essen hier erweist sich als überraschend gut. Zum Rauchen muss ich mich natürlich wieder an die Bar begeben - Rauchverbot in Südafrika. Nachdem ich mich mit dem Barkeeper eine Weile auf Englisch unterhalten habe, stellt sich heraus, dass er ein Deutscher aus Kapstadt ist und natürlich kennt er die Pfalz, da er Freunde in Grünstadt hat. Nach 10 Minuten kenne ich seine gesamte Lebensgeschichte. - Ob der keinen Friseur hat? - Steffi lotst mich dann schließlich in unser Zimmer und schon um 21.30 Uhr ist es zappenduster. - Und das mir!!!


Samstag, den 13.07.2002

Da alte Leute nun mal nicht so viel Schlaf brauchen und sich zudem Frostbeulen auf meinem Rücken bemerkbar machen, versuche ich morgens verzweifelt, die Heizung anzustellen, aber irgendwie kann wohl nur Steffi mit Fernbedienungen umgehen, und so habe ich durch mein Gefluche endlich um 6.15 Uhr die ganze Familie wach. Das hat natürlich lautes Gepöbel aus dem Mädchenzimmer zur Folge, doch Steffi erbarmt sich meiner und macht die Heizung an. Schnell mache ich mir einen Kaffee und verziehe mich mit Kamera, Tasse und Zigarette nach draußen.

Mit Freuden und Erstaunen stelle ich fest, dass wir hier mehr für unser Geld bekommen, denn hier geht die Sonne schon um 7 Uhr auf. Was so ein paar Kilometer ausmachen. Doch Okiep liegt noch fast im Tiefschlaf. Nur vereinzelt schlendern ein paar Schwarze die Straße entlang und grüßen mich hinter dem Stacheldrahtzaun mit einem freundlichen "Morro". - Auf dem Auto ist Raureif - kein Wunder, dass ich heute nacht gefroren habe. - Wie soll das erst im Busch werden?

Kurz vor 9 Uhr sind wir wieder auf Pad - Richtung Osten - Augrabis-Falls. Die Straße ist super ausgebaut und Theo lässt es fliegen, vorbei an endlosen Weidegebieten, dazwischen erheben sich - wie hingeworfen - schwarze oder rote Berge. Plötzlich taucht linker Hand eine Herde mit Pferden auf; in vollem Galopp, mit hoch erhobenen Köpfen, die Mähne im Wind flatternd, begleiten sie uns eine Weile. Sie sind wie ein Sinnbild für Freiheit und ich werde total euphorisch. Irgendwann knallt etwas am Auto, Theo steigt in die Eisen, wir laufen ums Auto herum, ein Blick unters Auto - nichts - wir laufen zurück und können nichts entdecken. Der Knall bleibt ein Rätsel.

Um Punkt 12 Uhr erreichen wir das Augrabis-Camp. Der Typ am Gate hängt den Kopf ins Auto und fragt: "How many people?" Eine sehr intelligente Frage und uns liegt auf der Zunge "500" - hahahaha!!!!!!!!

Und wieder haben wir das große Los gezogen. Unser Haus steht in der ersten Reihe, vor uns nur noch herrliche afrikanische Landschaft und sogar das Rauschen der Fälle ist zu hören.

VergrößernDie Betten sind noch nicht frisch bezogen, aber nach einer freundlichen Beschwerde (das kann ich auch!!) ist das ruck-zuck erledigt und so machen wir uns auf, die Fälle zu inspizieren. Nach einer Gehstrecke von ca. 10 Minuten stehen wir vor einer riesigen Schlucht. Hier fällt der Oranje fast 80 Meter in die Tiefe. Die Felsen links und rechts sind glatt geschmirgelt oder gespült, glänzen poliert. Wir entdecken bunt schillernde Eidechsen und Murmeltiere in allen Größen. Es ist ziemlich heiß, winzige Fliegen umschwirren uns und stechen - und zwar immer in dem Moment, wenn ich filme, da bin ich ihnen dann hilflos ausgeliefert.

Isa und Theo buchen uns für 19 Uhr eine nächtliche Landrovertour. Nach einem entspannenden Sonnenbad begeben wir uns ins Schnellrestaurant und bestellen uns Hamburger - mein erster Hamburger seit Jahren - no comment! Theo kauft noch schnell zu unserem Tonic-Water eine Flasche Gin, damit wir auf dieser herrlichen Terrasse in dieser wundervollen afrikanischen Landschaft einen gebührenden Sundowner nehmen können. Und bei Hamburger und Gin-Tonic färben sich die Berge blutrot, die Köcherbäume glänzen in der untergehenden Sonne.

Um 19 Uhr steigen wir in einen klapperigen Landrover, zusammen mit einer weiteren Familie und einem Guide im Wintermantel. Anfangs denke ich, was für eine herrlich laue afrikanische Nacht, aber das ändert sich bald und ein eiskalter Wind bläst uns ins Gesicht, besonders in den Flussniederungen. Unser Guide scannt mit einem riesigen Scheinwerfer das Gelände ab. Seinem geschulten Auge entgeht nichts, auch nicht der Uhu im Busch oder der kleinste Hoppelhase. So entdecken wir einen Serval, eine Herde Eland, ein Oryx ohne Spieße (armes Tier), ein paar Springböcke, ein Pärchen Klippspringer. Auf einem Hügel stoppt der Fahrer, schaltet Motor und Licht aus. Über uns ergießt sich der Sternenhimmel, die breite Milchstraße, das Kreuz des Südens mit seinen 2 Pointers. Leider kenne ich keine Sternzeichen, aber das ist auch nicht wichtig. - Wir fahren den gleichen Weg zurück und so sehen wir die Tiere nochmals in umgekehrter Reihenfolge, nur die Eule scheint mittlerweile lebensmüde geworden zu sein, denn sie watschelt wie eine Ente über die Pad.

Ausnahmsweise halte ich den Mund fest geschlossen, damit man mein Zähneklappern nicht hört. Aber dennoch ist es ein herrliches Gefühl, mit diesem alten Landrover nachts durch den afrikanischen Busch zu holpern.

Gott sei Dank ist die "Eierkondition" in unserem Haus einfach zu bedienen und so haben wir bald wohlige Wärme.

Ich sitze noch eine Weile draußen, um endlich eine Sternschnuppe zu erspähen. - Dann endlich - wird sie meinen Wunsch erfüllen? -


Sonntag, den 14.7.2002

Heute heißt es ausschlafen. Um 6.30 Uhr weckt mich das Gezwitscher und Gezänke der Vögel. Im Dämmerlicht ziehe ich mich leise an, mache mir einen Kaffee und stelle mich vors Haus.Hunderte von Vögeln hüpfen und fliegen mit Gezeter um das Haus, ganz viele verschiedene Arten.

Die Sonne blitzt über die Berge und sofort spürt man nach einer kalten Nacht die Wärme, die sie mit sich bringt.

Nach einem leckern Frühstück im Restaurant machen Theo und ich uns auf den "Dassy-Trail" - einen Wanderweg rund um die Fälle. Mein Hut, den ich gestern hier im Shop erstanden habe, erweist sich als eine gute Investition. Wir laufen über große runde Felsen und die ersten "Schweine" (Murmeltiere - sie sehen aus wie große Meerschweinchen) wärmen sich in der Morgensonne. Es geht über Trittleitern - mit Geländern in Fußknöchelhöhe - über Wasserfälle und Abgründe, wo man den Boden nicht sieht. Mehrmals halte ich die Luft an - atme tief durch - denke - "there is no way back" - und balanciere oder krabbele auf allen Vieren hinüber. Überall entdecken wir Tierlosung, besonders von Affen, aber wir sehen nur viele "Schweine" und 4 Elands. Irgendwann rollt sich ein Baumstamm bei einer Flussdurchquerung unter mir und ich stehe im Wasser; aber das ist nicht schlimm, denn es ist warm. Schließlich erklimmen wir noch den "Mondberg" - er sieht echt kultig aus - und haben einen herrlichen Blick über diese dramatische Landschaft.

Nach einer 3-stündigen Wanderung kehren wir zum Haus zurück. Die Mädchen haben sich mittlerweile mit den zutraulichen Erdmännchen vergnügt. Und der Hunger hat sie zum Einkaufen und Kochen getrieben. Es gibt Nudeln mit Tomatensauce.
Um 18 Uhr fahren wir nochmals auf Gamedrive, aber scheinbar sind hier alle Tiere - bis auf ein paar Bockies - aufgegessen worden. Doch die grandiose Landschaft entschädigt uns, dieses Farbenspiel in der Schlucht, das sanfte Gras, die schwarzen Felsen. Der Augrabis-Nationalpark ist auf jeden Fall einen Abstecher wert. Nach einem guten Abendessen werde ich schon wieder um 22 Uhr mundtot gemacht.


Montag, den 15.07.2002

Packen, Frühstücken und auf geht's in den Gemsbock-Nationalpark. Beim Rausfahren von Augrabis werde ich gefragt: "You key losses in reception???" "Hähhh???" - Ach ja - alles klar - ob wir den Schlüssel in der Rezeption abgegeben haben. Natürlich, ausnahmsweise.

Die Straße führt uns nach Upington, einem großzügig angelegten Ort. Ich hab ihn vor Jahren schon nicht leiden können - keine Ahnung warum. Dabei erscheint alles recht sauber und adrett. Schwarze verschiedener Stämme drängen sich in den Straßen. Wir versuchen an verschiedenen Banken Geld zu ziehen. Meine Karte wird endlich akzeptiert.

Theo prügelt uns teilweise mit 170 km/h durch Afrika und ich bin sauer. Aber als ob er es geahnt hätte, die letzten 70 km zum Park sind absolute "Kackpad". Am Gate ist so ein kleiner Wichtigtuer, dem ich gerne in den Kaffee spucken würde. Unser Haus ist schön, jedoch nicht vergleichbar mit vorherigen Unterkünften - wir sind eben verwöhnt. Nach einer Ruhepause gehen wir noch für 2 Stunden auf Pirschfahrt. Man ist hier sehr besorgt um die Touries, denn bei jeder Ausfahrt muss man sich abmelden, den beabsichtigten Weg angeben und sich bei der Rückkehr wieder anmelden. Wir sehen ein paar Oryx, Gnus, Schakale, Eulen - und natürlich Isa's Wildkatze, wobei das Vieh aussieht wie unsere Nachbarkatze. Nicht berauschend, aber wir sind zufrieden.

Eigentlich wollen wir im Restaurant zu Abend essen, aber plötzlich nimmt die Idee, Braai zu machen, Überhand und so kaufen wir Boreworst, Lammchops und ein T-Bone-Steak. Steffi packt noch schnell dicke Bohnen und Champignons dazu, ich Tomaten und Zwiebeln, wir vergessen auch nicht 2 Flaschen feinen Wein. Theo hat das Feuer schnell glühend und so sitzen wir bald vor einem herrlichen Mahl. Nur die Kälte krabbelt einem recht bald die Beine hoch und so verziehen wir uns ins warme Haus.


Dienstag, den 16.07.2002

VergrößernKomisch - hier geht die Sonne erst um 7.30 Uhr auf und ich klettere auf die kalaharirote Düne vor dem Haus, genieße den Blick über den Busch, Nebel in den Senken, und filme den x-ten Sonnenaufgang.

Das Auto ist komplett zugefroren, das Thermometer zeigt -2°C an. Theo hat schon Kaffee gemacht und wir wärmen unsere Finger an den heißen Tassen.

Nach dem Frühstück gehen wir auf Pirsch, aber die Tiere scheinen sich alle unter dem kalten Wind wegzuducken. Doch wir genießen die Fahrt durch die typischen Kalahariwellen, beobachten Kleintiere am Wegesrand: "Mausies", Erdmännchen und Vögel. Vereinzelt stehen Oryx und Gnus in der Wüstenlandschaft. Da die Pad gut ist und keine "Gefahren" drohen, darf Isa ans Steuer. Sie macht das ausgesprochen gut, würgt das Auto nicht einmal ab und ist total begeistert.

Wir fahren ca. 100 km und sind eigentlich hochzufrieden mit dem heutigen Tag.

Schnell wird noch etwas Padkost für morgen eingekauft, dann sitzen wir am Haus an einem windgeschützten Sonnenplatz und trinken Isas Lieblingsgetränk - Bacardi Breezer.

Eigentlich war das ein herrlicher sonniger Tag heute, nur die Temperatur hat die 13°C nicht überschritten!!! (schnatter, frier, klapper!!!) - Unglaublich!!!

Das Abendessen im Restaurant ist auch recht lecker und nach einem Schlaftrunk schlüpfen wir in die Betten.


Mittwoch, den 17.07.2002

Heute geht es Richtung Namibia, zurück über die entsetzliche Rüttelpiste, bis zum Abzweiger "Reetfontein". Hier kommen wir auf eine sehr erholsame Teerstraße, doch unsere Freude währt nicht lange. Sie führt nur über 60 km (sicher bis hin zu der Datscha eines Ministers) und dann rüttelt es wieder, dass einem die Nierensteine abgehen.

VergrößernUm 11.25 Uhr erreichen wir die Grenze zu Namibia. (Namibia) Von Südafrika werden wir mit lauter und wichtiger Stempelei verabschiedet und nun kommt es drauf an, macht man uns Schwierigkeiten wegen des Fehlens des Internationalen Führerscheins? Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt, der arme Kerl hinter dem Tresen schnattert vor Kälte bei 9°C. Zwei Polizistinnen durchwühlen unser Auto, suchen nach Waffen oder Munition und wollen den internationalen Führerschein sehen. Theo zeigt seinen alten, den er mit 18 Jahren bekommen hat und die "Damen" sind zufrieden.

Die Pad in Namibia ist erstaunlich gut (Wir sollten uns bei Mike bedanken, dass er sie für uns noch extra scrabben ließ!) und so erreichen wir schneller als erwartet Keetmanshoop. Schon am Ortseingang sehen wir das Schild "Canyon Hotel", nur die Richtung ergibt sich daraus nicht - äußerst hilfreich! Und so fragen wir eine Polizistin nach dem Weg. Sie erschrickt regelrecht, so als ob sie eine Prüfungsfrage gestellt bekommt und schickt uns natürlich in die falsche Richtung. Wir kaufen noch schnell ein paar Sachen ein und fühlen uns von bettelnden Kindern ziemlich belästigt.

Unser Hotel erweist sich als eine regelrechte Oase und man kommt sich schon irgendwie komisch vor, so als Kolonialist.

Ich bestehe darauf, nochmals rauszufahren, in den Köcherbaumwald und es lohnt sich wirklich. Es herrscht eine ganz fremde Atmosphäre, als wir zwischen den "Bäumen" rumsteigen, die Sonne steht schon tief und ein sanftes Licht hüllt uns ein.

Auf dem Rückweg kommen wir an einem Auswilderungsgehege für Geparden vorbei und Theo zeigt sich als Held, denn er klettert fast ins Gehege zum Filmen. Ja - ja - diese Touries! Dann noch ein Abstecher zum "Giants` Playground". Im Abendlicht scheuchen wir duzende von "Schweine" auf, die die letzten Sonnenstrahlen genießen. Diese aufeinander gestapelten Felsen haben wirklich ihre Faszination.

Das Abendessen im Hotel ist fein, nur der Raum ist ziemlich kalt.


Donnerstag, den 18.07.2002

Nach einem herrlichen Frühstück - zum ersten Mal das erträumte Buffet - fahren wir Richtung Norden. Natürlich machen wir den obligatorischen Schlenker zum Hardap-Damm. Er ist voll mit einer braunen Brühe, aber das bedeutet hier ja Lebenselixier. Bei herrlicher Aussicht nehmen wir dann einen "Snack" (na ja - etwas mehr war´s denn wohl bei manchem Familienmitglied). Gegen 16 Uhr sehen wir Windhoek vor uns liegen und wie immer klopft mein Herz vor Freude. "Coming home!" Das wird wohl immer so bleiben.

Nach einer kurzen Irrfahrt finden wir das neue Anwesen von Gerline und Axel. Man erwartet uns, denn das große Tor öffnet sich schon beim Näherkommen. Die Kinder und der neue Hund Bello begrüßen uns überschwänglich.

Das erste Bier schmeckt göttlich und so lassen wir im trauten Familienkreis den Abend gemütlich bei ein paar Gläschen leckerem Rotwein ausklingen.


Freitag, den 19.07.2002

Das neue Haus von Gerline und Axel ist einfach fantastisch, wunderbar geschmackvoll eingerichtet, riesig groß, ein Ausblick zum Verlieben. Ich wäre gerne mal im Sommer hier, um im Pool mit diesem Blick zu schwimmen.

Nach einem hervorragenden Frühstück geben wir unser Auto bei Avis ab. Vorher stellt Theo beim Ausräumen noch fest, dass im Ersatzreifen ein langer Nagel steckt und diesen somit dicht hält. Wieder den Fehler gemacht und das Ding (den Reifen) nicht rausgeholt. Aber alles sah halt so picobello aus, das Auto hatte nur die paar Kilometer. Gerline schlägt natürlich Krach und so bekommen wir einen Rabatt. Im Rausgehen sehen wir im Hof 3 gerollte Autos. Na da hatte Avis ja richtig Glück mit uns!!!

Gerline bringt uns in die Stadt. Es ist immer noch frostig und bei dem Gedanken an die kalten Nächte im Kaokoveld, beschließen wir, uns mit warmen Klamotten einzudecken. Wir geraten in einen Kaufrausch - zumal alles für unsere Verhältnisse total billig ist - und voll bepackt, nach einem Snack (diesmal wirklich!!) im Cafe Schneider, treffen wir Gerline wieder. Sie nimmt Isa mit zum Frisör (skurril!), während Theo und ich in die Optik gehen, wo Axel unsere Augen eingehend untersucht.

Da der Abend wieder eisekalt ist und keiner mehr Lust hat, das Haus zu verlassen, machen wir eine ausgiebige Weinprobe im Hotel Seiter. Die Mädchen gehen mit Jasmin und Caro auf Tour und kommen ??? nach Hause.


Samstag, den 20.07.2002

Isa geht es heute schlecht, sie hat Brechdurchfall und bleibt halb ohnmächtig im Bett liegen. Sicher hat sie vergessen, ihren Drink "ohne Eis" zu bestellen. Europäische Mägen reagieren sehr empfindlich auf afrikanisches Eis.

Morgens holen wir unseren 4x4 Toyota bei Herrn van Alversleben ab. Er scheint ein 150%iger zu sein, gibt uns noch diverse Schnüre und Kanister mit und wünscht uns gute Pad. Sicher bangt er um sein Auto, denn unser Ziel kennt er. Aber wir haben ihm versichert, dass Theo kein unerfahrener Namibianeuling ist. Übrigens bin ich auch als Fahrer eingetragen.

Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Auto und am Nachmittag heißt es, bei Mike packen. So lernen wir auch gleich die komplette Crew kennen: Albert mit Ehefrau Irene (sie darf leider nicht mitfahren, da sie gerade in Australien war), Jürgen und Regina, Mike und Kurt - verwandt - daher bekannt. Mike hat riesige Essen- und Trinkvorräte, übrigens genau nach Speiseplan und Trinkgewohnheiten der Crew, eingekauft. Nach fast 3 Stunden hat alles seinen Platz. Wir sind das wichtigste Auto, nämlich der Barwagen. Außerdem haben wir noch ein großes Fass Benzin an Bord. So beschließe ich dann schweren Herzens, im Auto dann doch lieber nicht zu rauchen.

Was ich äußerst beruhigend finde, jedes Auto hat eine Kühltruhe, das heißt, wir werden diesmal keine schwimmenden Dosen, besetzt mit ranziger Butter haben. Und immer kalten Gin-Tonic, für die anderen meinetwegen Bier.

Für 18 Uhr hat Gerlinde Gäste geladen, doch dummerweise haben Herd und Ofen den Geist aufgegeben und so rennt die Arme immer zwischen Tante Annas Wohnung und der Bar hin und her. Nach und nach finden sich Axel (Zeitungsaxel), Christiane, Tante Anna und die Millers ein. Axel (unser Axel) grillt herrliches Fleisch und Gerlindes Gemüse ist - trotz aller Widrigkeiten - ein Gedicht.

Kurz vor 00.00 Uhr füllt sich die Bar mit Freunden von Jasmin und so bekommt Steffi einen vollmundigen Chor zum Geburtstagsständchen. Irgendwie bekomme ich feuchte Augen, denn die kleine Tina hat ein Potpourri aus Rosenblättern, Gebäck und Kerzen zusammengestellt.

Es ist 1 Uhr, bis wir in die Falle kommen und das bedeutet eine kurze Nacht.


Sonntag, den 21.07.2002

Heute ist Steffis Geburtstag und ausgerechnet heute ist unser längster Fahrtag.

Isa geht es langsam besser und so sind wir mit etwas Verspätung um 6.30 Uhr bei Mike.

Die Fahrt beginnt. Wir sind drei Autos und das Dreamteam setzt sich wie folgt zusammen: Wagen 1 - (Dosen- und Gefrierwagen) Regina und Jürgen, Wagen 2 - die Dscherries (Barwagen!!!), Wagen 3 - (Gemüse- und Frischlebensmittel-Kühlwagen) Mike, Kurt und Albert. Die Gangart auf der Teerpad Richtung Norden ist human - entgegen meiner Befürchtungen. In Kamanjab machen wir den ersten Tankstop und der nächste Baum an der Straße wird zum Rastplatz ausgewählt. Wie wir das schon von vorherigen Touren kennen, wird fast das ganze Auto ausgeräumt. Tisch, Teller, Besteckt etc. Es gibt leckeres Brot und Aufschnitt und kaum hab ich den letzten Bissen heruntergeschluckt, wird schon wieder eingepackt - "Wir haben doch keine Zeit!!" Und weiter geht's auf schnurgerader Pad entlang des westlichen Zauns der Etosha-Pfanne. Schließlich entdecken wir auch tatsächlich 3 Elefanten, die friedlich direkt neben der Straße fressen. Irgendwie kommen sie einem hinter dem Zaun recht klein und überhaupt nicht bedrohlich vor.

Wir passieren die "Demarkationslinie" - den Zaun gegen die Schweinepest. Irgendwann geht es dann links ab auf eine breite rostrote pudrige Pad und mit Schwung landen wir in einem Puderloch, der rote Sand schlägt über uns zusammen und wir sehen für Sekunden nichts mehr.

Pünktlich um 16 Uhr heißt es dann einen Lagerplatz zu suchen. Jürgen entdeckt für uns einen schönen großen übersichtlichen Platz. Die Autos werden hufeisenförmig geparkt und ich hänge für Steffi eine Girlande auf, denn irgendwie soll sie doch daran erinnert werden, dass sie heute Geburtstag hat.
Vergrößern
Wir machen ein riesiges Feuer, so als ob wir im Elefanten- oder Löwengebiet sind. Regina und Jürgen schlagen ihr Zelt auf - sogar mit Buschdusche - während Albert vergeblich mit seinem quietschgelben Zelt kämpft; die Heringe wollen nicht in den steinigen Boden und so muss er sich wohl oder übel den tapferen Unterfreiemhimmel-Schläfern anschließen. Die Nacht ist so hell, dass man Zeitung lesen könnte. Normalerweise schlafe ich in der ersten Nacht im Freien - ohne Zelt, versteht sich - ziemlich unruhig, doch wir sind alle so fertig von der langen Fahrt, dass recht schnell Ruhe herrscht - na ja - fast Ruhe.


Montag, den 22.07.2002

Schon vor Sonnenaufgang schlüpfen wir aus den Schlafsäcken - um 6 Uhr - ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen. Nach einem leckeren Frühstück und nach der elenden Packerei, die etwa eine Stunde in Anspruch nimmt, geht es wieder auf die Puderstraße. Wir ziehen eine riesige Wolke hinter uns her, und die Menschen die am Straßenrand betteln, haben sicher alle eine Staublunge. Kurz vor Opuwo stoßen wir auf eine Viehtränke und beschließen Wasser zu fassen. Hier treiben Kinder große Rinderherden vorbei, Ziegen, Esel - ein Neger repariert sein Fahrrad (!) - ein buntes Treiben. Wir füllen unsere Wasserkanister auf und genießen den Anblick.

In Opuwo ist dann die letzte Tankmöglichkeit, ein lebendiger Ort mit Märkten und Menschen aller Couleur. Dazwischen ein paar kalkweiße Touries mit Rucksäcken - irgendwie skurril. Kleine Schweine laufen auf der Straße rum, Kinder und Frauen winken uns vom Straßenrand zu - geballtes fröhliches Leben.

Isa gibt einer Frau ein Bonbon und im Wegfahren sehe ich noch den blauen Papierzipfel aus dem Mund gucken. Hmmm, jedes Kind weiß, dass man die Dinger auspacken muss.

Hier verlassen wir erst mal die Zivilisation. Große Rinderherden verstellen uns den Weg.

Vor vier Jahren sahen wir eigentlich nur vereinzelte Tiere, jetzt sieht man genau, wo sich Ovahimbas aufhalten; der Boden ist kahl gefressen und verwüstet von den großen Herden. Jürgen erzählt uns, dass sie kein Stück Vieh verkaufen oder schlachten wollen, denn je mehr Vieh jemand besitzt, desto größer ist das Ansehen. Schon merkwürdig - bei riesigen Herden hungern. Und irgendwie scheint man uns hier nicht besonders wohlgesonnen zu sein, denn unser Winken wird nicht erwidert.

Zur Mittagspause finden wir ein schönes Plätzchen in einem Revier mit Palmen und sogar einigen mit Algen bewachsenen Tümpeln. Bevor wir´s uns versehen, haben wir auch schon Besuch. Ein paar Kerle mit Eseln starren uns an. Wir spendieren Zigaretten, Bonbons und einige Reste unseres Mittagessens.

Weiter geht die Fahrt - bis pünktlich 16 Uhr. Wir finden einen guten Lagerplatz in einem Revier, sammeln viel Holz für ein Riesenfeuer und kochen ein leckeres Mahl. Diesmal muss ich nicht schon um halb 10 Uhr in den Schlafsack, ich finde Mitstreiter und kann den Abend bis 23 Uhr rauszögern. So schlafe ich selig unter dem afrikanischen Himmel ein.


Dienstag, den 23.07.2002

Wieder raus vor Sonnenaufgang. Heute Morgen geht es Steffi schlecht. Sie hat fast die ganze Nacht gebrochen, die Arme.

Aufgrund des heutigen Fahrziels werden wir zum Frühstück mit Eiern und Speck verwöhnt. Die Mannschaft soll wohl bei Laune gehalten werden. Von dem Duft angelockt, gesellt sich eine Ovahimba-Familie - ein Mann mit zwei Frauen und Kind - zu uns. Sie setzen sich wie selbstverständlich an unser Feuer. Allesamt husten sie schrecklich, besonders das Baby aber scheint ziemlich krank zu sein. Wir servieren ihnen Marmeladebrote, doch der Typ will lieber Omakaja (Tabak). Na sonst noch was?

Und als es dann losgehen soll, bleiben wir im Revier stecken. Das bedeutet Abblasen, tja - und das kostet uns eine Stunde, bis der Kompressor die Reifen an Mike's und unserem Auto wieder aufgeblasen hat. Zwischenzeitlich grooven Steffi, Isa und ich nach unseren Tapes voll ab. Ein Kopfschütteln begleitet uns.

An Ovahimbasiedlungen vorbei geht es Richtung Angstpass. In einem Dorf sehen wir einen Toten auf Stelzen aufgebart. Meine Güte muss das stinken - ein wirklich merkwürdiger Brauch bei der Hitze hier.

Um Punkt 12 Uhr stehen wir vor dem ersten schweren Stück des van Zyl´s Passes.
Hier haben wir beim letzten Mal eine halbe Stunde arbeiten müssen, um die Steine zu schichten. Nun schrubbt Theo drüber bevor er es richtig registriert hat. Doch bis zur Aussichtsplattform "fahren" wir über eine Ober-Kack-Pad noch eine endlose Stunde, immer verfolgt von einem Landrover aus den Niederlande.

Der Blick hinunter ins Marienflusstal ist gigantisch und berauschend.

Es erscheint alles etwas grüner als beim letzten Mal. Ich habe wieder das Gefühl, zu fliegen - die goldfarbene Steppe, die grünen Baumtupfen, die blauen und lilafarbigen Berge, der blaue Himmel.


Nur unsere arme Steffi leidet weiterhin. Sie hat den ganzen Aufstieg wortlos und tapfer neben Theo gesessen, während Isa und ich doch mal mit der Begründung filmen bzw. fotografieren zu müssen aussteigen konnten. Nach einem Mittagessen mit wunderbarer Aussicht stellen wir uns zum Gipfelfoto auf; und weil Kurt so lange rumhantiert, kippt Steffi um und übergibt sich.

Der Abstieg übersteigt all meine Befürchtungen. Beim letzten Mal war es ein Kinderspiel, aber jetzt ist die Pad so ausgewaschen, dass sich mir die Nackenhaare stellen. Einmal ist die Kehre so eng, dass am steinigen Abgrund hin- und hergehuft werden muss; eigentlich würde ich lieber laufen, aber ich beiße die Zähne zusammen. Schließlich kann ich ja meine Familie nicht ihrem Schicksal überlassen, da muss ich mit durch. Großes Aufatmen, als wir endlich wieder geraden Boden unter den Füßen haben. Mittlerweile ist am Ende des Passes ein "Scheiterhaufen" aus Klippen entstanden, wo sich jeder verewigen will. Den besten Spruch finden wir:

Been there
got the photo
NEVER AGAIN!
2002

Isa findet auch einen passenden Stein und schreibt:

Theo & Isa 23.07.02
We survived a second time

Gut gelaunt fahren wir das Mariental entlang, durch hohes gelbes Gras, vorbei an den blauen und lilafarbigen Bergen, auf einer kalahariroten Sandpad. Isa darf fahren und macht das auch sehr gut; so kommen wir flott voran.


Wir schlagen unser Lager auf einem Campingplatz am Kunene auf, ganz in der Nähe von der Stelle, wo wir damals mit Winne und Karin waren. Und Karin tat recht, im Auto zu schlafen, denn genau diese Stelle ist heute gesperrt, weil dort ein Tourie von einem Krok gefressen wurde.

Zuerst fühle ich mich an dem ausgesuchten Platz nicht ganz wohl. Er ist mir zu unübersichtlich, doch dann versöhnen mich das Buschklo und der Gedanke zu duschen, aber ganz besonders die Aussicht auf den Kunene und auf die Berge in Angola.
Ziemlich früh geht der Vollmond über diesen Bergen auf und als ich unter der Dusche stehe, die in Richtung Fluss offen ist, genieße ich den Blick über den silbernen Fluss. Ehrlich, mit so einer Aussicht habe ich noch nie geduscht.

Steffi geht es immer noch nicht besser, und so verzieht sie sich recht früh ins Auto; sie möchte heute Nacht dort schlafen, denn dann muss sie sich nicht immer so umständlich aus dem Schlafsack schälen, wenn ihr übel wird.

Wir kochen alle zusammen ein leckeres Abendessen und Isa und Albert entdecken die Vorteile des Amarula. Theo leuchtet derweilen mit der Taschenlampe den Fluss ab und findet auch tatsächlich die bekannten roten Positionslampen - zwei Paar - zwei Kroks. Aber das Ufer ist ziemlich steil und durch einen Zaun gesichert. Na ja - Zaun ist vielleicht zu viel gesagt, denn eigentlich würde er nur Rinder abhalten können. Die Nacht ist lau und hell und so sitzen wir noch lange am Lagerfeuer, zumindest Kurt und ich.

Nachts werde ich durch ein Geräusch wach - ein schwarz-weißer Hund rennt durch unser Lager und schnüffelt an Reginas und Jürgens Zelt. Ach - Gott sei Dank - nur ein Hund denke ich und schlafe weiter.


Mittwoch, den 24.7.2002

Heute ist Ruhetag und ich werde nicht so früh rausgeschmissen. Ich liege im Schlafsack, schaue über mich in einen wunderbaren riesigen Baum mit gelben Blüten. Vögel sitzen darin und lachen uns aus. Isa kann die Laute hervorragend nachmachen.

Endlich kann ich mal gemütlich frühstücken - nicht im Stehen - sondern richtig im Sitzen. Ich genieße den Kaffee, den Jürgen jeden Morgen als Erstes zubereitet.

Steffi geht es ein wenig besser, aber so richtig fit ist sie immer noch nicht. Die Mannschaft will in der Gegend herumfahren und nach Kroks suchen, doch ich beschließe, mit Steffi im Lager zu bleiben. Sie legt sich in Alberts quietschgelbes Minizelt, während ich mich pflege - Haare wasche, in der Sonne sitze, träume. Ich blicke auf den Fluss, über mir das Baumzelt mit den Blüten - der ganze Baum brummt von irgendwelchen "Zebrabienen" - ansonsten Stille - nur Afrika und ich. Ich schließe die Augen und genieße den Duft und die warme Luft auf der Haut. So könnte es immer sein.

Viel zu früh werde ich in meinen Träumen gestört (sorry!) - die Mannschaft kehrt hungrig zurück. Der Nachmittag wird mit Essen, Lesen, Plaudern, Trinken und Schlafen verbracht.

Das Abendessen ist ein regelrechtes Festessen mit Steaks, Kartoffeln, Knoblauchquark und Kürbis. Die Nacht ist sehr warm und so harren wir wieder länger am Feuer aus.

Als schon alle schlafen, taucht unten am silbrigen Fluss eine Herde Rinder auf. Es sieht aus wie im Film, als die schwarzen Tiere zum Trinken ins Wasser waten - fast geräuschlos. Und eigentlich warte ich fast auf einen Tumult, denn genau an der Stelle haben wir gestern die Positionslampen gesehen. Aber alles bleibt ruhig und ich genieße den phantastischen Eindruck.

Irgendwann rolle ich mich dann doch in meinen Schlafsack ein und schlafe wie ein Baby.


Donnerstag, den 25.07.2002

Einige Tapfere duschen mit eiskaltem Wasser schon vor dem Frühstück, dazu gehört Isa. Sie bringt einen neuen Gast mit, einen hübschen braunen mittelgroßen Hund, mit ganz lieben Augen. Er wartet artig, bis er Milch und Leberwurstbrot serviert bekommt.


Das Packen ist mittlerweile zur Routine geworden und so starten wir um 8.30 Uhr. Wehmütig blicke ich zurück auf "meinen" Platz in Afrika.

Wir fahren wieder zurück Richtung Süden durch mannshohes gelbes Gras.


Zwei Ovahimba-Reiter wollen uns den Weg verstellen, aber wir biegen kurz vorher ab, und sie gucken reichlich belämmert.


An einer Erhebung halten wir an und haben einen letzten Blick auf das Mariental. Am Wegesrand liegt ein ausgebrannter Frontera und Jürgen erzählt, dieser habe im Gras angehalten; der Auspuff war wohl noch zu heiß und so hat das ganze Auto schnell lichterloh gebrannt. Entsetzliche Vorstellung, hier mitten in der Wildnis auf die Art und Weise seine gesamte Habe loszuwerden. Ich finde viele kleine - fast unscheinbare Blumen - es ist erstaunlich, was die Natur mit so wenig Wasser hervorbringen kann.

Linker Hand taucht ein Verkaufsstand einer Himba-Familie auf.

Ein Mann mit drei kleinen Kindern hat auf einem Tisch (sicher ein ehemaliges Verkehrs-Hinweisschild vermutet Mike) Körbe und Schmuck drapiert. Wir halten an und fragen nach den Preisen. Er hat keine Ahnung und ruft immer über die Schulter in Richtung Kral - so nach dem Motto: "Martha, was koscht dann des?" Irgendwann kommt die Gattin dazu und nimmt die Geschäfte in die Hand. Wir kaufen Körbchen und Ketten, Steffi hätte gerne einen Armreif, doch als sie hört, dass der aus Knochen ist, schüttelt sie sich - nein - nichts Totes am Handgelenk. Die Kinder werden noch mit Bonbons beglückt und dann geht's weiter Richtung Rooidrom. Die Rote Tonne, die auf jeder Straßenkarte verzeichnet ist, markiert eine Weggabelung. Ein - wie man uns sagt, früher auch funktionierendes - Satellitentelefon (mag glauben, wer will) vervollständigt den merkwürdigen Anblick.

Wir kommen an unserem Löwen-Lagerplatz von vor 4 Jahren vorbei. Die Gegend ist fast nicht mehr wiederzuerkennen. Das Gras ist hüfthoch - damals gab es nur Sand und Geröll. Ich glaube heute möchte ich dort nicht übernachten, der Platz wäre mir zu unübersichtlich.

An einer Wasserpumpe mitten in der Wildnis füllen wir unsere Kanister auf; die Luft vibriert von Bienengesumme. Die Wasserstelle ist übervoll mit Bienen und natürlich werden die Tiere mit in unsere Kanister gespült. Na lecker!!! Kaffee mit Bienenbeinen - eine Delikatesse.

VergrößernWir biegen ab ins Hartmanntal; riesige Weiten eröffnen sich uns, links und rechts begrenzt von lilafarbigen, blauen und orangefarbenen Bergen. Das Gras ist wieder hoch, ein Zeichen, dass hier keine Himbas mit ihren Herden durchziehen. Dafür genießen wir den Anblick von großen Springbockherden, wir zählen über Hundert, Herden von Oryx traben elegant - von uns aufgescheucht - den rosa Bergen zu. Eine Straußenfamilie - bestimmt 50 an der Zahl - zumeist Hähne (komisch!) stehen aufgereiht wie Perlen in der Ferne. Wir kommen uns vor, als ob wir das Paradies betreten dürfen. Alles ist unberührt, friedlich, nur eine Autospur führt bis zum Horizont.

Ein Auto mit zwei grimmig aussehenden Typen begegnet uns; sie grüßen freundlich und über Funk hören wir, dass noch ein zweites Auto in der Gegend sein muss. Irgendwie kommt es uns vor, als seien es Wilderer.

Irgendwann ist Jürgen oben auf einem Berg und wir unten im Tal. Nur gut, dass hier alles so weitläufig ist, dass man sich auch noch über größere Entfernungen sehen kann. Wir machen kehrt, treffen unterwegs auf Mike, der sich wohl nicht so ganz für die Richtung entschließen konnte. Theo erinnert an einen Reisebericht, von einem deutschen Lehrer (!!), der von einem wunderschönen Rastplatz auf dem höchsten Punkt dieser Gegend berichtete, inklusive der Koordinate. Und da die 16 Uhr schon überschritten sind, bläst Jürgen vorneweg. Fast mit Sonnenuntergang erreichen wir diesen höchsten Punkt und ich muss zugeben, auch ein Lehrer hat mal Recht. Dieser Platz ist "The Top of the World". Meine Bedenken, dass es hier oben zu windig sein könnte, oder dass das hohe Gras sich durch unser Feuer entzünden könnte, schiebe ich schnell zur Seite. Der Ausblick ist gigantisch und wieder packt mich diese Euphorie. Dramatisch geht auf der einen Seite die Sonne hinter schwarzblauen Bergen unter. Schnell huschen dunkle Schatten über die vorher goldgelbe Ebene, während auf der anderen Seite über den roten Bergen Angolas ein riesiger orangefarbener Mond aufgeht.

Schnell haben wir aus den herumliegenden Steinen eine Feuerstelle gebaut. Der Wind schläft schlagartig ein und im lauen Dämmerlicht genieße ich meinen Sundowner - einen wahrlich genialen Sundowner. Da dies eine sehr harte Nacht auf harten Steinen zu werden verspricht, gönne ich mir auch noch einen zweiten Drink.

In der Nacht werde ich wach, weil mir etwas die Nase herunterrinnt - Wasser - die Luft ist so feucht, dass die Schlafsäcke und das Bettzeug klatschnass sind und die Wassertropfen laufen mir übers Gesicht.


Freitag, den 26.07.2002

Bah, die feuchte Seeluft - wir sind ca. 30 km vom Meer entfernt - hat die Schlafsäcke völlig durchweicht. Vor Sonnenaufgang schlüpfe ich leise aus meiner nassen Umgebung. Es ist noch ziemlich dunkel, aber Theo ist schon am Filmen. Mit einem leichten rosa Schein kündigt sich die Sonne hinter nachtschwarzen Bergen an. Schnell wird es heller, die Berge färben sich wieder in rot, lila und blau. Im Tal liegt ein dichter Nebelschleier wie ein weißes Tuch. Drei Raben sitzen auf einem Stein und schauen uns interessiert zu.


Schon bald duftet es nach frischem Kaffee, nach Eiern und Speck. Na ich bin gespannt, was uns heute bevorsteht, wo wir so verwöhnt werden!!

Um 9 Uhr ist alles gepackt, wir verlassen schweren Herzens mit abgeblasenen Reifen den schönsten Platz der Welt und fahren weiter Richtung Norden bis zum Ende des Hartmanntals.

Die Berge gehen in eine Dünenlandschaft über. Man kann förmlich das Meer riechen. Die Autos werden abgestellt und wir erklimmen die nächste Düne in der Hoffnung, die Mündung des Kunene zu sehen. Doch weitere Dünenhügel erstrecken sich bis zum Horizont, kalaharirot, also hat Kurt sein Stativ umsonst heraufgetragen, nur lauter Dünenwellen.

Zurück am Auto versuchen wir loszufahren, aber die Karre sitzt fest. Nochmals Luft ablassen und es ist immer wieder erstaunlich, wie man sich mit platten Reifen ohne Probleme aus dem Sand rauswühlen kann. Jürgen deutet Richtung Westen - dort über den Berg wollen wir - aber ich sehe keine Spur. Da gibt es auch keine Spur, aber Jürgen verspricht uns bei dem Berg eine Pad. Er kennt die Gegend wie seine Handfläche. Wir fahren über Sand und Dünengras - ich habe meine Zweifel - und tatsächlich, plötzlich haben wir wieder eine Spur vor den Reifen. Es ist unglaublich! Es geht hinein in die Berge - wir umfahren Felsen - durchfahren Graslandschaften - wieder mit Herden von Tieren und stoppen an einem schwarzen Felsen mit Höhlen und Nischen. Wir erklimmen den höchsten Punkt und haben wieder einen atemberaubenden Blick in das Hartmanntal und auf die gegenüberliegenden Berge. Eine goldgelbe Ebene liegt vor uns - begrenzt durch lilafarbige Berge im Osten.
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Wieder weiter an großen Herden von Oryx und Springböcken machen wir Halt an einer Anhöhe, unsere Spur führt durch die Hochebene bis ins Endlose. (Pad ins Nichts) Wir sind fasziniert und ich filme, bis Mike´s Auto in der Ferne auftaucht und näher kommt. Sie stoppen und Mike bemerkt: "Habt ihr überhaupt gesehen, dass euch die Heckscheibe rausgeflogen ist?" Ach du dicke Liese - nee. Wir hatten eine ziemlichen schwunghaften Aufsetzer durch die weichen Reifen - bei Unebenheiten schwingt das Auto direkt durch - und dabei muss wohl unser Kühlschrank an die Heckscheibe gehüpft sein und diese zerstört haben. Kurt und Isa werden zurückgeschickt, die Scherben des Unglücks aufzusammeln, wir sammeln hier am Auto die Scherben ein. Ich schimpfe wüst - aber es ändert ja nichts an diesem Pech. Und so fahren wir weiter durch tiefe Reviere mit Abstiegen, dass mir die Luft weg bleibt immer entlang am Sperrgebiet. Jürgen erzählt uns, dass hier der Sand wie im Moor ist; wenn man stecken bleibt, versinkt da das Auto mit Mann und Maus. Und gerade vor Kurzem haben sich Touries in dieses Gebiet ohne Genehmigung gewagt und 3 Tage lang auf Hilfe gewartet.
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Im letzten Licht finden wir einen Lagerplatz auf einer Ebene, zwar sehr steinig und windig, aber übersichtlich. Schnell lodert wieder ein schönes Feuer und Isa und Mike backen im Entenbräter Brot. Es gelingt auf Anhieb und ich bin begeistert.

Leider finde ich heute Abend niemanden, der mit mir die Feuerwache hält und so kuschel ich mich bei mondheller Nacht in meinen immer noch feuchten Schlafsack.

Irgendwann - so etwa nachts um 1 Uhr grummelt es in meinem Bauch - oh je - die Rache des Montezuma hat mich ereilt. Der Wind pfeift kalt, der Mond macht alles taghell, kein Baum kein Strauch - was soll ich jetzt machen? Am besten tot stellen - aber es nutzt nichts - ich krabbel schlaftrunken und leise vor mich hinfluchend aus dem Schlafsack und gehe auf Wanderschaft.

Nach dem vielen Wandern schlafe ich dann doch noch erschöpft ein.


Samstag, den 27.07.2002

Eine reichlich bescheidene Nacht. Auch der morgendliche Kaffeeduft kann mich nicht locken. Ich versuche zwar eine Tasse zu trinken, aber auch das köstliche selbstgebackene Brot macht mich nicht an. Also gut - heute bin ich eben dran. Ich war auch einfach zu sorglos - beim letzten mal ging es ja auch gut - und ich hab das Kunenewasser getrunken - jedenfalls beim Zähneputzen sicher etwas davon geschluckt. Außerdem ist es auch noch schrecklich kalt - meine Zähne klappern.

Abfahrt soll um 8 Uhr sein und der Barwagen schafft es auch tatsächlich pünktlich fertig zu sein. Die Sonne steigt schnell höher und verbreitet herrliche Wärme. Es geht durch Reviere und Sand, über Dünen und Gras - ich döse vor mich hin.

VergrößernWir können feststellen, dass die Leute hier auch hervorragend Pfälzisch verstehen. Ein Himba steht am Wegesrand, hält erst Jürgen an, dann uns und erklärt mit Händen und Füßen, dass ihm das Benzin ausgegangen sei (die nächste Tankstelle ist ca. 300 km entfernt) und ob wir ihm aushelfen könnten. Theo zuckt mit den Achseln und sagt auf Mike´s Auto deutend: "Der do hinne hot noch." Es kommt ein spontanes "OK" zurück und ich falle fast aus dem Auto vor Lachen - trotz meines Siechtums.

Unter einem Großen Baum wird zu Mittag gegessen, während ich im Auto döse. Ich kann noch nicht einmal Wasser trinken. Aber dieser Schlaf erfrischt mich ungemein und ich fühle mich wieder einigermaßen fit. So langsam nähern wir uns dem Elefantengebiet Purros. Von einer Anhöhe aus blicken wir in das Revier des Khumib. Eine Reihe von grünen Baumtupfen zieht sich zu unseren Füßen im Tal entlang. Der Abstieg sieht steil aus, ist aber einfach und ungefährlich (aber vielleicht auch, weil wir schon so viel Routine haben?). Unten im Revier sehen wir die ersten großen Elefantenhaufen. Mike will Isa unbedingt einen solchen in eine Brottüte packen. Klar bringt das Glück - aber sooooo viel Glück auf einmal?

Endlich erreichen wir das Purros-Camp und wir Frauen freuen uns schon alle auf eine ausführliche Dusche. Dann die große Enttäuschung: das Camp ist belegt. Es gäbe nur noch die Möglichkeit, Bungalows anzumieten, aber Mike und Jürgen verwerfen gleich diesen Gedanken. Das würde natürlich nicht zu unserem Abenteuerurlaub passen. Mike versucht uns damit zu überreden, dass er verspricht, wir fassen alle Tanks voll mit Wasser und können dann warm mit der Buschdusche duschen. Ich bin reichlich maulig, aber was soll´s. Während die eine Hälfte der Gruppe Wasser auffüllt, schlendern Theo, Albert und ich im Camp herum. Wir hören deutsche Stimmen und entdecken hinter dicken Balken verschanzt unter Bäumen eine Gruppe Deutsche. Albert kennt den einen Mann - er ist ein Farmer aus Windhoek. Der meint, wir sollen bloß raus aus dem Revier fahren - weg von den Ellies. Na und dann stellt er uns noch jemanden vor - Aschi ist sein Name, ein Photograph aus der Schweiz. Ich reiche ihm die Hand und meine, dass wir uns aus dem Namibia-Chat kennen. Theo kann's nicht fassen und fällt fast in Ohnmacht, Aschi guckt erstaunt und erinnert sich, dass wir damals im Chat genau über dieses Purros gesprochen haben. Doch da hupen schon unsere Autos - es geht weiter - "wir haben doch keine Zeit!"

Und natürlich fahren wir mitten ins Revier hinein - mir schwillt der Hals und die Mädchen schimpfen. An einem wunderschönen "Fressbaum" soll das Lager aufgeschlagen werden. Theo meldet Bedenken an und so rücken wir ca. 20 Meter weiter an einen abgestorbenen "frotten" Baum. Das soll nun also unser Schutz sein vor den Ellies und ich denke an die dicken Balken der Deutschen im Lager. So beschließe ich in Streik zu treten. Auch Regina, Isa und Steffi sind aufgebracht, aber es nutzt nichts, wir müssen uns der männlichen Übermacht beugen. (Jeder, der mich kennt weiß, was das für mich bedeutet!) Die Wagen werden in Abfahrtrichtung aufgestellt, nur für mich unverständlich ist, dass unsere Plane, auf der wir immer schlafen, gegen den Wind an den Autos befestigt wird.

Irgendwann ergebe ich mich in mein Schicksal, trinke meinen Sundowner, der mir allerdings immer noch nicht bekommt. Und darum beschließe ich, schon um 20.30 Uhr ins Bett zu gehen. Diesmal bin ich die erste - das zeigt, wie mies es mir immer noch geht.

Nachts wache ich des öfteren auf - sehe immer jemanden am Feuer stehen und Holz nachladen - zufrieden schlafe ich weiter, denn so wohlbehütet war ich wohl noch in keiner Nacht.


Sonntag, den 28.07.2002

Ganz früh, es ist noch fast dunkel, duftet es schon wieder herrlich nach Kaffee. Heute Morgen geht es mir eindeutig besser und die Nacht im Elefantenrevier haben wir erfreulicherweise auch alle überlebt.

VergrößernIch stehe gerade hinter unserem Auto und will in meine Jeans schlüpfen, als Albert mit seinem Klappklo gemächlich aus dem Busch kommt. Grinsend meint er, er habe da wohl was aufgescheucht und im selben Augenblick sehen wir auch die drei Ellies. Auf einem Bein hüpfend rette ich mich ins vermeintlich sichere Lager. Zwei Elefantenkühe mit einem Kalb steuern direkten Weges auf den "Fressbaum" zu. Eine Zeitlang hören wir knackende und knirschende Fressgeräusche. Zu meinem Erstaunen habe ich diesmal überhaupt keine Angst und ich filme, bis ein Elefantenkopf mein ganzes Display ausfüllt, da bubbert mir dann doch das Herz. Sie sind wirklich verdammt nahe. Aber sie machen einen total friedlichen Eindruck. Es sind eben wirklich friedliche und nette Elefantendamen, nicht so wie die blöden Bullen beim letzten Mal in Purros. Ziemlich schnell ziehen die beiden Damen weiter, während der Kleine fast den Anschluss verliert. Er vertrödelt sich an dem Baum, bis er dann im "Schweinsgalopp" hinter seiner Mama und der Tante herrennt. Aufatmen - das war ja eine wirklich nette Begegnung - und nun weiß ich auch, dass nicht alle Elefanten so bösartige Augen haben.

Das Frühstück ist wunderbar, nur leider hab ich gestern von dem selbstgebackenen Brot nichts abbekommen und man hat mir auch tatsächlich nichts aufgehoben.

Wir fahren den Khumib entlang und direkt einige Meter von unserem Lager entfernt, scheuchen wir eine Horde Affen auf. Na was für ein Glück, dass die uns nicht in der Nacht überfallen haben.

VergrößernDutzende Male durchkreuzen wir Wasser. Ich bin absolut erstaunt, hier so viel Wasser zu sehen und es ist fast wadentief, als wir durch ein beeindruckendes Felsentor fahren.

Plötzlich - ein lautes Törööhhhhh - schräg vor uns und in wildem Rennen bricht ein riesiger Elefantenbulle durch die Bäume, mit hoch erhobenem Rüssel, noch einen großen Zweig haltend, die Ohren drohend gestellt. Ich falle vor Schreck fast unter den Sitz. Theo hält fasziniert an und wir drei Weiber schreien nur noch "FAHR!!! FAHR!!!" Als er zögert, werden wir regelrecht hysterisch. Mike hinter uns ist dicht auf. Endlich gibt Theo ganz gewaltig Gas und im Vorbeifahren sehen wir die ganze Elefantenherde zwischen den Bäumen. Wir standen zwischen dem Bullen und der Herde. Das hätte dumm ausgehen können.

Jetzt erwarte ich hinter jeder neuen Biegung einen Elefanten und mein Puls pendelt sich auf 120 ein. Plötzlich bleibt Jürgen stehen, deutet ins Schilf - eine Kobra. Dann wieder riecht es stark nach Wildkatze - das wird ja immer besser!!!

Wir halten an und nehmen eine Peilung. Bei der Gelegenheit werden auch gleich unsere Kanister mit dem Brackwasser aufgefüllt. Hmm, irgendwie gewöhnt man sich an alles. Beim Rumstreifen entdecken wir doch tatsächlich riesige Spuren von Tatzen. Isas Spurenlesehilfe wird zu Rate gezogen und wir stellen fest, dass dies tatsächlich Löwenspuren sein müssen. Na wenn ich mir das so recht überlege, wären die Elefanten dann doch wohl das kleinere Übel gewesen.

Weiter geht es in Richtung Süden und bei Amspoort gelangen wir ins Hoanib-Revier. Der Sand hier ist sehr fein und fließend und wir haben ständig Angst, stecken zu bleiben. Aber es erscheint uns hier wieder wie im Garten Eden. Giraffen stehen im Revier, schauen uns verwundert an und fressen weiter. Sie sind kleiner und dunkler als in Etosha. Links und rechts stehen fast hunderte von Oryx. Niemals vorher haben wir so viele Tiere in freier Wildbahn gesehen. Unter einem großen Baum nehmen wir ein komfortables Mittagessen ein - Spargel mitten im Busch.

VergrößernUnd dann entdecken wir wieder riesige Elefantenspuren - so groß wie eine Familienpizza und ganz frisch, denn obwohl ein ziemlicher Wind weht, ist die Spur nicht verwischt. Diesmal können wir Damen uns durchsetzen - aber sicher war es auch die ursprüngliche Planung - wir verlassen das Revier und gelangen auf eine weite goldfarbene Ebene. Dazwischen wieder diese roten Felsen. An einem dieser Felsen stoppt Jürgen und wir steigen hinauf. Oben ist wieder ein Telefon installiert. Die Namibier sind doch echte Witzbolde. Wir tragen uns in das "Gipfelbuch" ein und fahren weiter Richtung Sesfontein. Die Pad scheint heute kein Ende nehmen zu wollen. Noch einmal müssen wir über einen Pass rumpeln und die Sonne steht schon tief im Westen.

Im Dämmerlicht erreichen wir den Abzweiger, ca. 20 Kilometer südlich von Sesfontein, in Richtung Warmbad. Zu allem Übel bleibt der Barwagen noch fast bis zur Achse in einem Kuhloch hängen, aber der Low Gear rettet uns. Über eine steinige Pad, entlang einer defekten Überland-Wasserleitung (erstaunlich, wie man hier mit dem kostbaren Nass umgeht, aber sicherlich zapft hier jeder die Leitung an) erreichen wir unser Camp Warmbad. Wir nehmen den gleichen Lagerplatz wie vor 4 Jahren. Alles scheint in einem schlimmen Zustand zu sein. Das Plumpsklo am Felsen ist abgestürzt und irgendwie hatte ich in Erinnerung, dass am Lagerplatz ein Wasserhahn war. Den hat sicher jemand umgemäht und er wurde nicht mehr ersetzt. Dafür wird uns aber genügend Geld für die Übernachtung abgeknöpft.

Bei einem deftigen Abendessen mit Rippchen und Kraut und nach einigen Bechern Rotwein versöhne ich mich wieder mit Mike. Das selbstgebackene Brot misslingt heute leider, es ist nur noch als Brikett zu verwenden. Wirklich schade! Nun komme ich wieder nicht in den Genuss!!


Montag, den 29.7.2002

VergrößernHeute Morgen dürfen wir uns in aller Ruhe in den warmen Badesee begeben - so dachte ich jedenfalls. Aber schon bald macht sich wieder Hektik breit. Mit den Mädchen mache ich mich auf in Richtung Dusche und Toilette - na die kann man vergessen, aber wo wir schon hier am "Badesee" sind, so tauchen wir auch gleich in die Fluten. Es ist herrlich - richtig warmes Badewasser und glasklar. Ich mache die Augen zu und fühle mich von Göttern getragen.

Erfrischt, sauber und gutgelaunt kehren wir ins Lager zurück und müssen feststellen, dass die Stimmung auf dem Nullpunkt ist. Irgendwas habe ich wohl gestern falsch verstanden. Theo meinte, es hieß wohl - erst packen - dann baden gehen. Nun - außer unseren Sachen ist alles gepackt. Mit schlechtem Gewissen sammel ich unseren Kram ein. Sicher glaubt mir keiner, dass das keine böse Absicht war.

Nachdem die ganze Mannschaft in den Fluten war, fahren wir zurück nach Sesfontein zum Tanken. Ich filme das alte Fort - es ist eine echte Oase, mit hunderten von Blumen und einem Springbrunnen im Hof. Man hat eine wunderschöne Lodge daraus gemacht, allerdings sind die Übernachtungen hier nicht gerade billig. Doch sicher ist es ein herrlicher Luxus nach Tagen staubiger Pad hier einzukehren.

Von Sesfontein geht es wieder Richtung Süden bis wir links in die Khowarib-Schlucht abbiegen. Regina und Jürgen warten schon auf uns. Sie haben sich in der Zwischenzeit mit einigen Einheimischen unterhalten und dabei erfahren, dass bei Palmwag gestern Urlauber verunglückt sind und eine Frau tödlich verletzt wurde. Das ist eine schreckliche Geschichte und sie beschäftigt uns den ganzen Tag.

Regina hatte uns schon vor dieser pudrigen Strecke gewarnt, aber so schlimm haben wir es nicht erwartet. Außerdem geht es über enge felsige Passagen, dass ich manchmal nur noch "oh shit" denke. Oft sucht sich jeder seine eigene Pad, nur um nicht in den Staub des anderen zu geraten, denn der verweht überhaupt nicht. Wir fahren teilweise ohne Sicht, wie im Nebel.

Um 15 Uhr erreichen wir die "Demarkationslinie". Ein wichtigtuerischer Typ, der scheinbar weder lesen noch schreiben kann - jedenfalls muss Mike die Formulare für ihn ausfüllen - öffnet uns nach einigem Hin und Herr das Tor. Eine ganze Sippschaft scheint von diesem wichtigen Amt zu leben, denn Oma, Opa, Frau, Kinder, Hund und Hühner scharen sich um uns. Ein junger Mann hat einen Verkaufstand mit geschnitzten Sachen am Weg aufgebaut. Ich kaufe ihm ein hübsches Mobile mit verschiedenen Vögeln ab.

Um 17 Uhr stoßen wir dann wieder auf die ordentliche Pad nach Kamanjab. Wir beschließen hier auf einen Campingplatz zu gehen und sind total überrascht, wie ordentlich und sauber das Rezeptionsgebäude aussieht. Die Wege sind geharkt (!) um ein richtiges Haus mit Reetdach. Ein nettes Ehepaar empfängt uns in einer urgemütlich eingerichteten Bar. Mike schmeißt eine Runde herrlich kalten Biers und wir stoßen auf diese tolle Reise an, dass alles so ohne Komplikationen verlaufen ist und dass alles so harmonisch war.

Der Camp-Besitzer wirft den Ofen an und er verspricht, dass wir in einer Stunde heiß duschen können. Der Platz, auf dem wir uns niederlassen ist gefegt, es gibt eine Sitzgruppe aus Stein, eine Feuerstelle und einen Wasserhahn. Ein paar Schritte entfernt steht ein Gebäude mit Dusche und Toiletten. Welcher Luxus!! Bei dem Gedanke an eine heiße Dusche kommt echte Hochstimmung auf. Nachdem die Schlafplätze verteilt sind und das Feuer brennt, nehmen wir unseren Sundowner. Anschließend genieße ich die warme Dusche, denke zurück an das Erlebte, bin etwas wehmütig, sehe aber doch den Vorteil der Zivilisation. Aber es ist immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Komfort man auskommt, nur eben nicht auf Dauer.

Unser letztes gemeinsames Abendessen ist ein großer Topf voll feiner Erbsensuppe.

Die Nacht ist tierisch kalt und ich wache nachts auf, weil mir fast die Ohren und die Nase abfallen. Aber Gott sei Dank habe ich eine Kapuze an meinem Schlafpullover, zusätzlich stülpe ich mir den Schlafsack auch noch bis über die Stirn.


Dienstag, den 30.7.2002

Nach einem Frühstück im Stehen brechen wir schon um 8 Uhr in Richtung Heimat auf. Die Strecke ist bekannt und so blasen wir Richtung Süden, vorbei an verkommenen Farmen. Die Farmhäuser sind verfallen, die Fenster fehlen und in den Höfen stehen Rundhütten.

In Okahandja wird der obligatorische Stopp zum Souvenirkauf eingelegt. Es folgt eine meiner Lieblinsbeschäftigungen - Handeln. Natürlich bin ich mir sicher, dass ich für manches Teil zu viel bezahle, aber alle Seiten sind zufrieden, nachdem ich meist nur noch ein Drittel des geforderten Preises bezahle. Mit einem Abwasch haben wir alle Mitbringsel zusammen. Auch ich gönne mir ausnahmsweise das eine oder andere hübsche Teil.

Um 14 Uhr erreichen wir Windhoek und entladen die Autos vor Mikes Haus. Unser Auto wird noch schnell mit einem Schlauch ausgespritzt, um die restlichen Scherben zu beseitigen. Theo fährt die Mädchen und mich zu Axel und Gerlinde, während er dann mit Mike die Heckscheibe reparieren lässt. Das geht blitzschnell und kostet nur 100 Dollar (10 Euro für eine Scheibe - hier unvorstellbar!). Anschließend wird der Toyota mit 2.360 Kilometer mehr auf dem Buckel zurückgegeben, ohne eine Delle oder platten Reifen. Wir hatten sicher viel Glück, aber vor allem hatten wir einen genialen Fahrer!!!

Abends kommen Irene, Mike und Kurt und zusammen mit der ganzen Familie, einschließlich Tante Anna, sitzen wir in froher Runde und leeren einige edle Flaschen Rotwein - sozusagen wieder eine ausführliche Weinprobe.

Als ich dann müde ins Bett falle ist es schon ein komisches Gefühl, nach 10 Tagen Wildnis wieder in einem richtigen Bett zu schlafen - in einem richtigen Haus.


Mittwoch, den 31.07.2002

Nach einem wunderbaren Frühstück - sitzend - mit herrlicher Aussicht auf Windhoek, nehmen Theo und ich das Auto von Tante Anna und fahren in die Stadt. Wir überlegen, dass es eigentlich richtig schade ist - jetzt wo wir uns hier so gut auskennen, alles auf Anhieb finden - müssen wir abreisen. Ich kaufe noch ein paar Postkarten, denn eine ganze Reihe von Leuten müssen doch noch Ätsch-Bätsch-Urlaubsgrüße bekommen.

Mittags trifft sich die ganze Familie wieder bei Gerlinde und Axel. Gerlinde hat ein fürstliches Mittagessen bereitet.

Ich versuche in den riesigen Wust in unseren Zimmern Ordnung hineinzubringen. Die ganze Wäsche ist schmutzig und so wird alles großzügig in die Koffer gestopft. Nur irgendwie ist es jetzt gewaltig mehr als auf dem Herflug. Aber das geht wohl immer so. Ich beschließe, meine geliebten Afrikaschuhe zurückzulassen. Eigentlich eine Schande, denn sie haben mir bei meinen ganzen Afrikatouren immer gute Dienste geleistet und es hängen ganz viele schöne Erinnerungen und auch mein Herz daran. Auch meinen Hut kann ich nicht einpacken, aber er macht eh nicht mehr den besten Eindruck.

Anschließend sitze ich auf der Terrasse in der Sonne, schreibe Postkarten und werde schrecklich sentimental. So schnell ist die Zeit verflogen. So schnell ist dieser Urlaub rumgegangen, auf den ich mich so lange gefreut habe.

Um 16 Uhr holt mich meine Freundin Uschi ab. Wir sehen uns zwar nur alle Jubeljahre einmal - eben nur wenn ich nach Windhoek komme - aber wir können immer genau dort weiter machen, wo wir aufgehört haben. Wir haben uns tausend Sachen zu erzählen und so ratschen wir bis in die Nacht.

Als ich dann so gegen 23 Uhr nach Hause komme, ist Mike schon im Aufbruch und Theo ist leicht beleidigt. Doch bei einem Gläschen Rotwein wird die Stimmung versöhnlicher und wir gehen bald ins Bett, denn der morgige Tag wird überlang.


Donnerstag, den 1.8.2002

Nach dem Frühstück mit Gerlinde packen wir den Rest zusammen. Natürlich haben unsere Koffer einige Kilos Übergewicht, aber wir hoffen auf die Großzügigkeit beim Einchecken.

Um 11 Uhr fährt Gerlinde uns dann zum Flughafen. Auf dem Weg gucken wir noch schnell bei Mike vorbei, um ihm tschüss zu sagen. Jetzt sitzt mir aber ein echter Wehmutskloß im Hals und ich unterdrücke die Tränen. Nun muss ich doch die Droppe einwerfen. Die Fahrt zum Flughafen dauert eine knappe Stunde, ich schaue aus dem Fenster wie durch einen Schleier.

Am Flughafen-Schalter klappt alles prima - wir müssen für das Übergepäck kein Extrageld bezahlen und können es auch direkt bis Frankfurt durchbuchen. Nach einer schnellen Tasse Kaffe verabschieden wir uns von Gerlinde und ich verliere die Fassung - dicke Tränen kullern mir über das Gesicht und ich schluchze regelrecht. Oh Shit!!!!! Das war´s dann wohl! Good bye Africa!!!

Den Flug von Windhoek nach Johannesburg erlebe ich wie in Trance - ich sitze ganz weit neben mir und starre aus dem Fenster. Unter mir die weiten Flächen Afrikas, die ich sicher nicht so bald wiedersehen werde.

Die drei Stunden Aufenthalt in Johannesburg ziehen sich, also werden wir zum Zeitvertreib etwas essen. Mein Handicap ist nur wieder dieses Rauchverbot. Ich habe keine Chance, mich irgendwo in eine Ecke zu verdrücken. Das heißt also "no smoking" bis Frankfurt. Na bravo!

Wir haben wieder meine Lieblingssitzplätze über den Tragflächen, ich werfe meine Droppe ein und mit einer Verspätung von einer Stunde starten wir dann endlich. Der Service ist etwas langsam, weil der Steward ob seiner Körperfülle leicht zwischen den Sitzreihen klemmt, aber ich bekomme meinen Gin-Tonic und meinen Rotwein. So schlafe ich dann auch gleich nach dem Essen ein und lasse Film Film sein.

Wie immer, frühes Wecken um 4 Uhr, das Frühstück folgt und manche Leute können doch tatsächlich um diese Zeit schon vermanschte Eier mit gegrillten Tomaten essen.

Entgegen aller Befürchtungen haben unsere Koffer auch den direkten Weg nach Frankfurt genommen und es ist ein ganz komisches Gefühl, aus dem Zoll herauszukommen und nicht abgeholt zu werden. Leider müssen wir uns eben selbst behelfen. Die Idee, ein Auto zu mieten, verwerfen wir schnell, denn das erscheint uns einfach zu teuer. So hetzen wir zum Bahnhof und müssen feststellen, dass unser Zug gerade abgefahren ist. Das heißt nochmals eine Stunde Wartezeit. Aber uns ist das Warten ja in den letzten 24 Stunden zur Routine geworden. Mit Hilfe eines Kaffees versuchen wir die allgemeine Stimmung zu heben und als wir dann endlich im Zug Richtung Mannheim sitzen sind wir erleichtert. Nach einem Abstecher bei den Schwiegereltern - wo uns ein gutes Frühstück erwartet - kommen wir um 11 Uhr in unserem Haus an. Das war nun eine Rückreise von genau 24 Stunden - eine Reise vom anderen Ende der Welt.


Rückblickend muss man sagen, erstaunlich, wie alle Buchungen über das Internet geklappt haben, wie günstig Südafrika für Euroländer ist, welches Glück wir hatten, ohne besondere Zwischenfälle 6000 km hinter uns zu bringen, wie harmonisch doch alles verlief, dass Theo, Isa und Steffi hervorragende Reisepartner sind, mit denen das Reisen Spaß macht, dass wir mit Theo einen Super-Fahrer hatten, dass ich mich öfters beherrscht habe und auch ab und zu den Mund gehalten habe.

Isa hat heimlich meine Afrika-Schuhe eingepackt. Jetzt stehen sie blitzsauber im Keller und warten auf ihr nächstes Abenteuer..........



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